Ein Knochenaufbau im Oberkiefer oder Unterkiefer kann notwendig werden, wenn nicht mehr ausreichend Knochen vorhanden ist, um Zahnimplantate sicher im Kiefer zu verankern.
Früher kam man bei einem ausgeprägten Knochenverlust oft nicht daran vorbei, den Kieferknochen aufzubauen, wenn Implantate gesetzt werden sollten. Heute können wir erfreulicherweise den noch vorhanden Knochen viel besser ausnutzen und deshalb immer öfter auf einen Knochenaufbau verzichten. Zu dieser positiven Entwicklung trugen zum einen die moderne 3D-Diagnostik und -Implantatplanung, zum anderen die Einführung und permanente Verbesserung hochmoderner Implantatsysteme und Implantationsverfahren bei.
Die Praxisklinik Herne setzt beispielsweise für die Befestigung von Prothesen auf Zahnimplantaten unter anderem auch das COMFOUR™-System der Firma CAMLOG ein. Dies funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die ebenfalls sehr bekannte All-on-4 ®-Methode. Dank COMFOUR ™ können wir Patienten an nur einem Tag mit einer perfekt sitzenden provisorischen Vollprothese auf nur vier oder sechs Implantaten versorgen – meist ohne vorherigen Knochenaufbau.
» Wann immer möglich, werden wir Lösungen finden, die unseren Patienten den Knochenaufbau ersparen. «
In den wenigen Fällen, die noch einen Knochenaufbau erfordern, wird dieser oft im Zuge der Implantation vorgenommen. Ein längerer stationärer Aufenthalt ist hierfür nicht nötig. Zu den bekanntesten Verfahren des Knochenaufbaus zählen unter anderem die Knochenanlagerung und der Sinuslift.
Moderne Operationstechniken wie die Piezochirurgie oder Laserchirurgie sowie die Möglichkeit, den Eingriff unter Vollnarkose oder Sedierung vornehmen zu lassen, nehmen dem Knochenaufbau heute all seinen Schrecken. Insbesondere unseren Angstpatienten möchten wir versichern: Ein Knochenaufbau ist nicht schmerzhaft. Als moderne zahnärztliche Praxisklinik bieten wir unseren Patienten außerdem ebenso moderne Behandlungsansätze. Ein Sinuslift in Verbindung mit einer Eigenbluttherapie sorgt beispielsweise für eine schnellere Verknöcherung und einen schnelleren Heilungsprozess, da die eingesetzten Biomaterialien zuvor mit körpereigenen Zellen versetzt werden, um die natürliche Eigenregeneration zu aktivieren.
In den nachfolgenden Absätzen klären wir unsere interessierten Besucher über die verschiedenen Knochenaufbau-Methoden auf. Einige der genannten Verfahren kommen eher selten zum Einsatz, werden aber der Vollständigkeit halber mit aufgeführt.
Bitte zögern Sie nicht, uns anzusprechen, wenn Sie Fragen zum Thema Knochenaufbau haben.
Ein Knochenabbau kann Ober- und Unterkiefer gleichermaßen betreffen. Am häufigsten und deutlichsten zeigt sich ein Knochenverlust jedoch im Seitenzahn- und Backenzahnbereich des Oberkiefers. Das Knochengewebe im Oberkiefer ist weicher und poröser als im Unterkiefer. Deshalb baut sich dort der Knochen schneller ab, wodurch sich hier Implantate schlechter verankern lassen.
Über den Seitenzähnen im Oberkiefer befinden sich die Kieferhöhlen. Baut sich nach Zahnverlust in diesem Bereich der Kieferknochen ab, senkt sich auch der Kieferhöhlenboden. Beim Einsetzen von Zahnimplantaten laufen wir daher ohne vorherigen Knochenaufbau Gefahr, den Kieferhöhlenboden und die darüber liegende empfindliche Schleimhaut (Schneider’sche Membran) zu verletzen. Bei einer Schleimhautverletzung kann es leicht zu Entzündungen in der Kieferhöhle kommen, wodurch unter anderem die Gefahr eines späteren Implantatverlustes gegeben ist.
Das Beispiel Oberkiefer zeigt, warum im Vorfeld eines Knochenaufbaus und einer Implantation eine umfassende Untersuchung und Planung unerlässlich sind. Die 3D-Diagnostik auf Basis dreidimensionaler Röntgenaufnahmen gibt dem Zahnarzt detaillierte Auskünfte über Höhe, Breite und Qualität des vorhandenen Knochens. Dies ermöglicht ihm, den chirurgischen Knochenaufbau möglichst zu vermeiden oder, falls dies in seltenen Fällen nicht möglich ist, vorab zu planen und dadurch besonders schonend zu gestalten.
Gerade im Oberkiefer lässt sich ein Knochenaufbau oft vermeiden, indem die Implantate abgewinkelt in den Knochen eingesetzt werden, sodass die empfindliche Kieferhöhle nicht verletzen.
Die Knochenanlagerung ist eine Knochenaufbau – Methode, die wir vor allem bei kleineren Knochendefekten anwenden. Als Aufbaumaterialien werden Knochenmehl beziehungsweise Knochenspäne eingesetzt. Diese werden durch den Bohrvorgang gewonnen oder in unmittelbarer Umgebung des OP Gebietes entnommen. Eigenknochen enthält vitale Zellen, die für das Wachstum neuen Knochens erforderlich sind. Das Knochenaufbaumaterial wird bei dieser Methode direkt an den Knochendefekt angelagert.
Die Knochenspreizung und Knochenspaltung werden angewandt, um einen zu schmalen Kieferkamm, also den zahntragenden Teil des Kieferknochens (Alveolarkamm), zu verbreitern. Die operative Dehnung oder Spaltung des Kieferknochens nennt man auch „Osteotomie“. Knochenspreizung ist ausschließlich für den weichen Oberkieferknochen geeignet.
Bei der sogenannten Knochenspreizung (Bone-Spreading) wird der Knochen mit bestimmten Instrumente sanft auseinandergedrückt und der entstehende Raum mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Die Knochenspreizung ist ausschließlich für den weichen Oberkieferknochen geeignet.
Der Unterschied der Knochenspaltung zur Knochenspreizung besteht darin, dass der Knochen vor Einbringen des Knochenmaterials nicht gespreizt, sondern ganz vorsichtig gespalten wird.
Das Zahnimplantat kann je nach Voraussetzungen entweder in einem Zug mit dem Knochenaufbau oder nach einer mehrmonatigen Einheilphase eingesetzt gesetzt werden.
Die Knochenblock-Methode kommt bei größeren Knochendefekten beziehungsweise ausgeprägtem Knochenverlust in Frage. Bei der Knochenblocktransplantation mit Eigenknochen werden dem Kiefer, dem Kinn oder (seltener) dem Hüftknochen Knochenblöcke entnommen und dem aufzubauenden Knochenbereich angelagert. Die Befestigung des körpereigenen Knochenblocks erfolgt mit kleinen Schrauben. Nach einer etwa 3-monatigen Heilungszeit können die Schrauben entfernt und die Implantate eingesetzt werden. Dann eventuell noch bestehende kleinere Knochendefekte können im Zuge der Implantation mit dem Verfahren der herkömmlichen Knochenanlagerung repariert werden.
Bei der botiss bonebuilder®-Technologie handelt es sich um eine besonders innovative Form der Knochenblock-Transplantation. Sie kommt sowohl im Ober- als auch Unterkiefer zum Einsatz. Diese Knochenaufbau-Methode eignet sich besonders gut für dreidimensionale Knochendefekte, also in Fällen, in denen der Knochen gleichzeitig zu schmal und zu niedrig ist. Das Besondere am botiss®-Knochenblock ist seine höchst individuelle Form.
Grundlage für die Bereitstellung des individuellen Knochenblocks ist die „botiss bonebuilder® & materialise SimPlant® Technologie“. Auf Basis dreidimensionaler DVT-Bilder und mithilfe der 3D-Planungssoftware Simplant wird zunächst das notwendige Knochenstück am Computer konstruiert. Anschließend werden die Planungsdaten in eine sogenannte „Fräsdatei“ umgewandelt und zum Hersteller geschickt. Dieser stellt anhand der Daten einen individuellen Knochenblock her und schickt ihn in einer sterilen Verpackung zur Oralchirurgie Herne. Beim botiss-Knochenblock handelt es sich in der Regel um menschlichen Spenderknochen.
Die Distraktionsosteogenese (auch Kallusdistraktion) ist ein Knochenaufbauverfahren, das äußerst selten zum Einsatz kommt. Es wird bei zu geringer Knochenhöhe beziehungsweise zur Verlängerung des Knochens angewandt.
Bei dieser Methode der Knochenaugmentation trennt der Oralchirurg den zu behandelnden Knochenbereich horizontal durch. Mithilfe einer Distraktionsapparatur (lat. distrahere = auseinderziehen) werden die beiden übereinander liegenden Bruchstücke um täglich bis zu 1 mm auseinandergezogen, bis die gewünschte Knochenhöhe erreicht ist. In dem so entstandenen Raum kann sich nun allmählich neuer Knochen (Kallus) bilden. Die Distraktionsapparatur wird erst entnommen, wenn sich der neugebildete Knochen ausreichend gefestigt hat. Der gesamte Prozess der Knochenaugmentation mit Distraktionsosteogenese dauert drei bis vier Monate. Nach dieser Zeit ist der Knochen fest genug, um Implantaten Halt zu bieten.
Im seitlichen Oberkiefer wird der Kieferkamm vom Boden der Kieferhöhle (Sinus) begrenzt. Findet im seitlichen Oberkiefer ein Knochenabbau statt, senkt sich der darüber liegende Kieferhöhlenboden automatisch ab und Implantate finden keinen Halt mehr.
Um hier ein ausreichendes Implantatlager zu schaffen, wird das Sinuslift-Verfahren angewandt, dem eine umfassende 3D-Diagnostik zur Bestimmung der individuellen Knochensituation vorangeht.
Der Sinuslift ist eine Methode, mit welcher der abgesenkte Kieferhöhlenboden wieder nach oben verlagert wird. Dies geschieht, indem die über ihm liegende Schleimhaut (Schneider’sche Membran) angehoben und in den so entstandenen Hohlraum Knochenmaterial eingebracht wird. Während der anschließenden Heilungsphase wird das eingebrachte Knochenmaterial in belastbaren Knochen umgebaut.
Beim Sinuslift wird zwische externem und internem Sinuslift unterschieden. Der Unterschied zwischen beiden Techniken besteht in der Art und Weise, wie sich der Oralchirurg Zugang zur Kieferhöhle verschafft.
Beim externen Sinuslift wird der Zugang zur Kieferhöhle vom Mundvorhof (Bereich zwischen Wangen und Oberkieferknochen) aus gelegt. Unter bestimmten Voraussetzungen können der externe Sinuslift und das Einsetzen des Implantats / der Implantate in einer Behandlungssitzung erfolgen.
Die Knochenaufbau-Methode der „Socket Preservation“ wird im ästhetisch anspruchsvollen Frontzahnbereich angewandt. Hierbei wird das Knochenfach unmittelbar nach der Zahnentfernung mit Knochenmaterial aufgefüllt. Hierdurch wird vermieden, dass das Zahnfleisch in das Zahnfach einwächst. Das Socket Preservation-Verfahren sorgt dafür, dass die vorhandenen Knochen- und Weichgewebsstrukturen erhalten bleiben, was für die Ästhetik der späteren Implantatversorgung besonders bedeutsam ist.
Beim für den Knochenaufbau eingesetzten Eigenknochen unterscheiden wir:
Die Knochenentnahme aus der Hüfte versuchen wir, wann immer möglich, zu vermeiden, da sie mit einem größeren Eingriff unter Vollnarkose verbunden ist. Tatsächlich ist sie auch nur sehr selten notwendig.
Die Vorteile der Verwendung von Eigenknochens liegen auf der Hand:
Meist mischen wir den Eigenknochen mit Knochenersatzmaterial, um Schrumpfungsprozesse zu verhindern.
Menschlicher Spenderknochen kommt relativ häufig bei Knochenblock-Transplantationen zum Einsatz. Er wird zum Beispiel im Rahmen von Hüftoperationen gewonnen. Spenderknochen muss allerdings gewisse Kriterien erfüllen, bevor wir ihn einsetzen können, hat jedoch gleich mehrere Vorteile:
Tierische und pflanzliche Knochenersatzmaterialien werden oft für den Knochenaufbau bei kleineren Knochendefekten eingesetzt und in der Regel mit Eigenknochen vermischt. Sehr bewährt hat sich Knochenersatzmaterial vom Rind z. b. Bio Oss der Firma Geistlich.
Synthetische Knochenersatzmaterialien bestehen aus bestimmten Keramikarten auf Kalziumbasis und liegen in Form eines Granulats vor. Sie sind nicht so stabil wie die natürlichen Knochenersatzmaterialien und finden daher ausschließlich bei kleineren Knochendefekten Anwendung.
Knochenverlust kann verschiedene Ursachen haben, sei es ein Zahntrauma, eine Infektion oder eine Erkrankung des Zahnhalteapparates (zum Beispiel Parodontitis). In den meisten Fällen ist jedoch Zahnverlust für den Knochenabbau verantwortlich.
Wenn Sie einen Zahn verlieren, beginnt der Knochen darunter sofort zu schrumpfen und spröde zu werden, weil er nicht länger durch die natürlichen Kaukräfte stimuliert wird. Die natürliche Stimulation des Kieferknochens über die Zahnwurzeln ist vergleichbar mit einer Art Vitaltraining, bei dem der Knochenstoffwechsel aufrechterhalten wird. Das im englischen Sprachraum gern genutzt Wort „What you don’t use, you lose” trifft auf den Kieferknochen ganz bestimmt zu.
Ein Knochenaufbau kann nur vermieden werden, wenn wir fehlende Zähnen gleich oder innerhalb von 6 Monaten nach Verlust durch Zahnimplantate ersetzen. Wenn Sie mit der Schließung der Lücke zu lange warten oder zunächst auf herkömmlichen Zahnersatz ohne Implantate setzen, ist ein Knochenverlust unvermeidbar. Ist der Knochenabbau bereits zu sehr fortgeschritten, kann kein Implantat ohne Knochenaufbau gesetzt werden.