Die Abkürzung PRF steht für „Platelet Rich Fibrin“, eine Weiterentwicklung des bereits 1997 in die regenerative Chirurgie eingeführten PRP-Konzepts („Platelet Rich Plasma“). Bei „Platelet Rich Fibrin“ handelt sich dabei um eine fibrinreiche körpereigene Matrix. Fibrin ist ein Protein beziehungsweise Eiweiß. Es trägt wirksam zur Blutgerinnung und damit Blutstillung bei und schützt außerdem den Körper als natürliche Barriere vor dem Eindringen von unerwünschten Fremdstoffen, vor allem Keimen. Neben Eiweißen enthält PRF eine hohe Anzahl Thrombozyten, auch unter der Bezeichnung Blutplättchen bekannt. Sie enthalten Wachstumsfaktoren und weitere wichtige Informationen für den Gewebeaufbau. Das fördert die Wundheilung ohne notwendige zusätzliche medikamentöse Gabe von Gerinnungshemmern. Das PRF-Verfahren ahmt die natürliche Wundheilung einfach nach. Bei Verletzungen schüttet der Körper von selbst Proteine aus, um Wunden zu schließen und zu heilen. Jedoch dauert dieser Heilungsprozess ohne PRF-Therapie länger und ist störanfälliger.
Die Fibringewinnung oder auch Membrangewinnung beginnt mit der Blutabnahme aus einer Vene. Das entnommene Eigenblut wird ohne jegliche Zugabe von Gerinnungshemmern in Röhrchen gefüllt. Im direkten Anschluss wird das frische Blut in den Röhrchen zentrifugiert: bei 3000 Umdrehungen pro Minute über eine Dauer von 8-10 Minuten. Bei der Berührung der Wand vom Reagenzglas verklumpen die Thrombozyten beziehungsweise Blutplättchen. Diese verbinden sich dann mit dem beim Zentrifugieren gelösten Zytokinen – einer Eiweißart – zu einem Fibrinklumpen.
Das durch das L-PRF-Verfahren gewonnene Blutplasma des Patienten eignet sich in der Zahnmedizin besonders beim Heilen von Zahnimplantaten oder Wunden, die durch das Ziehen von Zähnen entstanden sind. Das körpereigene Biomaterial beschleunigt den Heilungsprozess und reduziert Schwellungen und Wundschmerzen.
Grundsätzlich eignet sich die Eigenbluttherapie mit dem PRF Verfahren für alle zahnmedizinischen Eingriffe, bei denen es zu offenen Wunden kommt. Positive Wirkungen erreicht die PRF-Zahnmedizin besonders in der Implantologie. Ob lediglich ein Einzelzahn, mehrere Zähne in einem bestimmten Kieferbereich oder das gesamte Gebiss: Die Eigenbluttherapie für Zähne sollte gerade hier als wertvolle Option im Sinne eines weitgehend schonenden Behandlungsverlaufs Anwendung finden.
Ein klassisches Beispiel ist die Zahnextraktion: Eigenblut als Therapiekonzept hilft hier nachweislich. Die offene Wunde heilt zügiger ab, die Patienten haben weniger Schmerzen. Genannt sei hier beispielhaft die häufig ausgeführte Weisheitszahn-OP (Weisheitszahnextraktion). Wird die dabei entstehende Alveole – Mulde im Kieferkamm – mit dem hergestellten L-PRF aufgefüllt (Applikation eines L-PRF Clots nach Weisheitszahnextraktion in der Zahnärztlichen Praxisklinik Herne ist im Video zu sehen) , sinkt das Risiko einer Knochenentzündung statistisch beinahe um das 10-fache. Auch das sonstige Infektionsrisiko der Wunde ist weitaus geringer. Die tagelang beeinträchtigte Kauleistung nach dem Entfernen von Weisheitszähnen ist dank der beschleunigten Wundheilung nach Einsatz der Eigenbluttherapie durch den Zahnarzt rasch überstanden.
Ein weiteres Einsatzgebiet für die PRF-Zahnmedizin ist der Sinuslift mit Eigenblut. Beim Sinuslift handelt es sich um einen kieferchirurgischen Eingriff, bei dem ein abgesenkter Sinus maxillaris – der knöcherne Boden der Kieferhöhle – wieder „hochgeholt“ wird, in dem Knochenersatzmaterial mit Eigenknochen in den Hohlraum eingebracht werden. Versetzt man hier diese Mischung mit dem L-PRF, kommt es zu einer deutlich schnelleren Durchbauung (Verknöcherung) der Kieferhöhle, weil die köpereigenen Zellen bereits im Gemisch des Knochenersatzmaterials sind. Der Sinuslift hat sich als Methode zum Kieferaufbau gut bewährt. Je nach Operationsgebiet des Kiefers und angewendeter Technik des Sinuslifts ergeben sich unterschiedlich große Wundbereiche im Kiefer, man unterscheidet internen und externen Sinuslift.
Bei degenerativen Erkrankungen am Kiefer hat sich der Einsatz von Fibrinmembranen ebenfalls als hilfreich erwiesen. Insbesondere Zahnfleischschwund und parodontale Knochendefekte profitieren davon.
Die Eigenbluttherapie für Zähne einschließlich der Impfung von Knochenersatzmaterial mit den körpereigenen Proteinen mag noch nicht jedem bekannt sein. Dennoch handelt es sich dabei um keine neuartige Therapieform mit experimentellen Aspekten. Die Eigenblutbehandlung wird seit inzwischen circa 20 Jahren in der Mund- und Kieferchirurgie eingesetzt. In diesem Zeitraum wurden kontinuierlich Anpassungen der Behandlungsmethode vorgenommen und so die PRF-Zahnmedizin laufend verbessert. Heutige Patienten in der Zahnärztlichen Praxisklinik in Herne profitieren also von den Erfahrungen der vergangenen Jahre.
Die Eigenbluttherapie beim Zahnarzt ist ein überzeugendes Beispiel für moderne biologische Zahnmedizin.
Die PRF-Zahnmedizin als Behandlungsmethode bei kieferchirurgischen Eingriffen ist seit rund 20 Jahren bewährt. Da sie nur geringe technische Voraussetzungen erfordert, bleibt sie nicht auf den Einsatz in Kliniken beschränkt, sondern eignet sich auch gut für Zahnarztpraxen und Kliniken.